Bei der diesjährigen Preisverleihung der Alexander von Humboldt Professur stehen die Naturwissenschaften mit nur einer Nominierung erstmals im Hintergrund. Reine Mathematik, Altorientalistik, Literaturwissenschaft und Ethnologie – diese Themenauswahl macht dem Namensgeber des Preises alle Ehre. Die Dreharbeiten für die Filmportraits haben uns in unglaubliche Welten geführt, die mit ganz unterschiedlichen Herausforderungen verbunden waren:

Der Beweis für eines der großen ungelösten Rätsel der reinen Mathematik, der Schwachen Goldbachschen Vermutung. Den können nur Gehirnakrobaten wie Harald Andres Gotthelf liefern. In Paris versuche ich zu verstehen, worum es dabei geht und was für ein Mensch der gebürtige Peruaner und Kosmopolit eigentlich ist. Auf Long Island stapfen wir mit Marja Timmermans durch den Schnee zu ihrem Gewächshaus, wo die Biologin die genetische Wachstumssteuerung von Maispflanzen erforscht. In Kurdistan-Irak ist dagegen schon Frühling. Aufregend, im nächtlichen Flug über die brennenden Ölfelder von Kirkuk und entgegen der Reisewarnung überhaupt dorthin zu kommen. Die Suche nach dem Fundort einer Tontafel mit der Historikerin Karen Radner an der Grenze zum Iran wird ein einziges Abenteuer.

Altorientalistik versus europäische Hochkultur: mit der Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Décultot geht es in die Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen, wo einst Waisenkinder über Kulturgüter aus aller Welt staunen durften. Die Stadt Halle beherbergt unerschöpfliche literarische Quellen für die Aufklärungsforschung und Kunstgeschichte. Wie kann man solche Kulturschätze einordnen und welche sollte man ausstellen? Das beschäftigt die Ethnologin und Museumsforscherin Sharon Macdonald in Berlin. Als Museumsexpertin soll die Schottin praktische Hinweise für die Ausstellungspraxis rund um das Humboldt Forum geben. Wir befinden uns mitten in einer kulturpolitischen Debatte und der Frage nach dem Selbstverständnis Deutschlands gegenüber den Kulturräumen der europäischen und außereuropäischen Welt.